Wien modernisiert in den nächsten Jahren alle Gemeindespitäler
Im Rahmen des größten und umfassendsten Investitionsprogramms in der Geschichte des Wiener Gesundheitsverbundes werden dessen Kliniken bis zum Jahr 2040 komplett modernisiert. Bis inklusive 2030 ist dafür in einer ersten Phase ein Investitionsbudget in Höhe von 3,3 Milliarden Euro aus dem Wiener Stadthaushalt vorgesehen. Hinzu kommen noch Mittel aus dem Wiener Gesundheitsfonds. „Das neue Investitionspaket soll noch heuer im Gemeinderat beschlossen werden. Es bildet die Voraussetzung, um allen Wienerinnen und Wienern auch in den nächsten Jahrzehnten freien Zugang zur Spitzenmedizin gewährleisten zu können“, betonen Gesundheitsstadtrat Peter Hacker, Finanzstadtrat Peter Hanke und der Gesundheits- und Klimasprecher der Neos, Stefan Gara, anlässlich der Präsentation der Modernisierungspläne der Wiener Krankenhäuser.
Das Projekt „Modernisierung der Wiener Kliniken“ bringt zudem in ökonomisch schwierigen Zeiten einen „Mega-Impuls für die heimische Wirtschaft“ mit mehr als fünf Milliarden Euro Bruttowertschöpfung in Österreich, erläutert Finanzstadtrat Peter Hanke. Auf der Basis von Kompetenzbündelung und neuen Strukturen sichern künftig sechs Kliniken in drei Versorgungsregionen gemeinsam mit dem Universitätsklinikum AKH Wien Höchstqualität in der Gesundheitsversorgung. Sowohl Vollversorgung als auch Schwerpunktleistungen sollen für die gesamte Bevölkerung in leicht erreichbarer Distanz zum Wohnort möglich sein, unterstreicht Evelyn Kölldorfer-Leitgeb, Generaldirektorin des Wiener Gesundheitsverbundes. Eine professionelle, partizipative und bedürfnisorientierte Planung sowie höchste Expertise im Baumanagement stellen sicher, dass die Bauarbeiten bis 2038 abgeschlossen werden können, so ihr Stellvertreter Herwig Wetzlinger.
Hacker: Fit für die Zukunft – bestes Gesundheitssystem braucht beste Spitäler
„Die Gesundheitsversorgung einer Stadt ist eine ihrer wichtigsten Lebensadern“, hält Gesundheitsstadtrat Peter Hacker fest. „Gerade die COVID-19 Pandemie hat den hohen Stellenwert eines funktionierenden kommunalen Gesundheitswesens im Sinne rascher, effizienter medizinischer Versorgung auf höchstem Niveau unterstrichen.“ Dafür brauche es eine Top-Infrastruktur. Um diese für die nächsten Jahrzehnte angesichts der technologischen und demographischen Entwicklungen in einer wachsenden Stadt zu gewährleisten, investiere Wien sukzessive in die Sanierung und Erneuerung der Kliniken. „Das beste Gesundheitssystem braucht beste Spitäler. Jede Wienerin und jeder Wiener soll auch im Jahr 2040 Zugang zur Spitzenmedizin haben – unabhängig von Alter, Herkunft oder Einkommen“, betont Hacker. Medizinisch, personell und technisch bewege sich das Wiener Gesundheitssystem auf höchstem internationalem Niveau, „Die Spitalsgebäude allerdings sind teilweise schon 100 Jahre alt. Wir machen sie jetzt fit für die Zukunft und investieren in die Infrastruktur“, so der Gesundheitsstadtrat weiters. Das komme auch den 30.000 Mitarbeiter*innen zugute, die tagtäglich Großes leisteten.
Die erste Phase der Modernisierung auf Basis des Spitalskonzepts 2030 – weniger Klinikstandorte, Verbesserung der medizinischen Leistung durch Bildung von Kompetenzzentren – ist abgeschlossen. Der Wiener Gesundheitsverbund geht mit sieben Kliniken in die Zukunft: Zukünftig versorgen je zwei Partnerkliniken die Bevölkerung in drei Regionen – gemeinschaftlich mit aufeinander abgestimmten Leistungen. Das Universitätsklinikum AKH Wien bietet als Zentralversorger weiterhin das komplette Spektrum der Medizin sowie Forschung auf internationalem Spitzenniveau.
Beim stufenweisen Umbau der Kliniken im Vollbetrieb, so Hacker, erfolgen Projektierung und Planung standortübergreifend, damit Kliniken auch vorübergehend Leistungen ihrer Partnerhäuser übernehmen können. „Wien hat die meisten Patient*innen, die wenigsten Betten-oder Personalnotstände und die beste Versorgung in der Pandemie. Wir wissen, wie’s geht.“ Die Spitäler werden „ohne Einschränkungen für Patient*innen und Personal im Vollbetrieb und in jeglicher Hinsicht nachhaltig – ökologisch, ökonomisch und sozial – umgebaut“, so der Gesundheitsstadtrat. „Das Investitionsprogramm für die Errichtung und Sanierung der Gebäude des Wiener Gesundheitsverbunds orientiert sich an den Prinzipien des Wiener Klimafahrplans – den Weg zur Klimaneutralität. Damit werden höchste Energiestandards und verbindlichen Kriterien sichergestellt, um den Heizwärme- und Kühlbedarf und somit den Ausstoß an Treibhausgasen bis 2040 auch im Wiener Gesundheitsverbund auf null zu reduzieren. Denn Klimaschutz bedeutet auch Gesundheitsvorsorge“, unterstrich Gara.
Hanke: Gesundheits- und wirtschaftspolitische Punktlandung
Wien kann auf eine lange wissenschaftliche Tradition im Bereich der medizinischen Forschung und Arbeit zurückblicken und konnte die Transformation zu einer der führenden europäischen Gesundheitsmetropolen des 21. Jahrhunderts hervorragend nachvollziehen. In der städtischen Wirtschaftsstrategie „WIEN 2030 – Wirtschaft & Innovation“, erstellt mit dem Vienna Economic Council, ist die „Gesundheitsmetropole Wien“ eines von sechs Spitzenthemen. In unserer Stadt findet man leistbaren Zugang zu Spitzenmedizin, aber auch erfolgreiche Forschung und innovative Unternehmen aus der Branche. Alleine dem Bereich Life Science lassen sich 554 Organisationen in Wien zurechnen, mit rund 38.000 Beschäftigten. Knapp 35.000 der 190.000 Wiener Studierenden sind in entsprechenden Fächern eingeschrieben, über 4.600 Publikationen wurden in diesem Bereich gezählt. Mit rund 13 Milliarden Euro Jahresumsatz und 37.000 Mitarbeiter*innen ist die Life-Science-Branche für den Wirtschaftsstandort Wien, enorm wichtig und zugleich ein bedeutender Anreiz für internationale Unternehmen, sich in Wien anzusiedeln.
Auch im Fachkräftebereich ist die Stadt Wien ressortübergreifend aktiv: Der Gesundheits- und Pflegebereich wächst, bis 2030 werden in Wien allein im ambulanten Bereich mehr als 9.000 zusätzliche Mitarbeiter*innen benötigt. Mit einer eigenen Ausbildungsinitiative über das waff-Programm „Jobs plus Ausbildung“ werden bis Ende 2023 in Summe 4.100 Ausbildungsplätze für arbeitslose Wiener*innen geschaffen, die sich umorientieren und einen Gesundheits- und Sozialberuf ergreifen wollen. Ein besonderes Stipendienmodell in der Höhe von zusätzlich 400 Euro monatlich macht längere Ausbildungen zur Pflegefachassistenz oder diplomierten Gesundheits- und Krankenpflege leistbar. Darüber hinaus werden 810 Studienplätze an der FH Campus Wien für den gehobenen Dienst in der Gesundheits- und Krankenpflege sowie 750 Plätze im Aus- und Weiterbildungszentrum Soziales Wien für Pflegeassistenz und Pflegefachassistenz zur Verfügung stehen. Insgesamt nimmt die Stadt in den nächsten 25 Jahren 1,1 Milliarden Euro für die Pflegeausbildung in die Hand.
Das gesamte Investitionsprogramm in die Infrastruktur und in die Fachkräfte ist „nicht nur gesundheits-, sondern auch wirtschaftspolitisch eine Punktlandung: Es stärkt die Wiener Wertschöpfung und sichert hochwertige Arbeitsplätze in schwierigen Zeiten – das beste Gegenmittel zur Krise“, unterstreicht Finanzstadtrat Peter Hanke. In Anlehnung an eine IHS-Studie aus dem Jahr 2022 generiert das WIGEV-Infrastrukturpaket rund 5,5 Milliarden Euro Bruttowertschöpfung in Österreich, davon 2,8 Milliarden Euro alleine in Wien. Diese Wertschöpfungseffekte sind gerade in Krisenzeiten wichtig, denn die damit verknüpften Investitionen wirken als Wachstumsmotor aber auch als Treiber für Forschung und Entwicklung im Bereich Medizin und Biotechnologie und damit als Investition in die Zukunft.
Bis inklusive 2030 konnte sich das Wiener Finanzressort mit dem Gesundheitsressort auf ein Investitionsprogramm von über 3,3 Milliarden EUR einigen, das einem gemeinsamen Controlling unterzogen und laufend evaluiert wird, um die finanziellen Notwendigkeiten entsprechend sicherzustellen und das Paket in weiteren Tranchen abzuarbeiten. Stadtrat Peter Hanke: „Mir als Finanzstadtrat ist es extrem wichtig, mit den erforderlichen Mitteln Spitzenmedizin für alle in Wien zu ermöglichen. Daher bringen wir noch heuer einen Aufstockungsantrag im Wiener Gemeinderat ein, um damit den jährlichen Investitionskostenzuschuss bereits im Jahr 2022 von 220 auf dann 370 Millionen Euro pro Jahr zu erhöhen.“
Kölldorfer-Leitgeb: „Für alle Menschen und alle Fälle“
Sowohl allgemeine als auch spezifische medizinische Leistungen werden in drei Wiener Versorgungsregionen geboten: Region Nord-Ost (Klinik Floridsdorf, Klinik Donaustadt), Region Süd (Klinik Landstraße, Klinik Favoriten) sowie Region West (Klinik Ottakring, Klinik Hietzing). Die medizinische Vollversorgung (beispielsweise zentrale Notaufnahme, Erstversorgungsambulanz, Innere Medizin, Allgemeinchirurgie oder Akutgeriatrie) wird künftig in jeder der WIGEV-Kliniken gewährleistet; die darüber hinaus gehende Expertise stellen medizinische Schwerpunktzentren bereit. „Diese tragen in mehrfacher Hinsicht zur Qualitätssteigerung bei: durch höhere Fallzahlen, durch Bündelung der medizinischen und pflegerischen Expertise im jeweiligen Fach, und durch attraktive Standorte hinsichtlich Entwicklungs- und Spezialisierungsmöglichkeiten für die Mitarbeiter*innen“, erläutert WIGEV-Generaldirektorin Evelyn Kölldorfer-Leitgeb.
So wird es u.a. in der Versorgungsregion West ein Schwerpunktzentrum „Plastische Chirurgie“ geben, in der Region Nord/Ost „Kinder- und Jugendchirurgie“ sowie „Neurochirurgie“ und in der Region Süd „Augenheilkunde“ und „Dermatologie“. Andere Zentren, wie etwa für Kardiologie, Onkologie oder Urologie, finden sich in mehreren Versorgungsregionen.
„Unter der Devise ´Für alle Menschen und alle Fälle` bietet die Stadt Wien sämtliche medizinische Leistungen für die Bevölkerung in leicht erreichbarer Distanz zum Wohnort. Wir berücksichtigen in der Gesundheitsversorgung medizinisch-technische Faktoren ebenso wie sozial-psychologische und architektonisch-logistische. Unser Ansatz ist ein wissenschaftlicher und ein ganzheitlicher. Das ist das Besondere und Einzigartige an der Wiener Gesundheitspolitik“, unterstreicht Kölldorfer-Leitgeb.
Wetzlinger: Planung und Management in eigener Gesellschaft
Die professionelle Struktur für Planung sowie Baumanagement und die Gewährleistung höchster Expertise in allen Projektphasen stellt die Wiener Gesundheitsverbund Projektentwicklungs- und Baumanagement GmbH sicher. „Wir haben aus den Erfahrungen beim Bau der Klinik Floridsdorf viel gelernt“, so Generaldirektorin-Stellvertreter Herwig Wetzlinger. Besondere Bedeutung kommt zudem einer partizipativen und bedürfnisorientierten Vorgangsweise zu: Bei der Planung neuer Abteilungen mit all ihren Besonderheiten werden die Mitarbeiter*innen eng in den Prozess eingebunden. Der Gesamtprozess bestehend aus Sanierung, Aus- und Neubau der Wiener Kliniken sowie die Ausstattung mit leistungsstarker Technik wird bis 2040 abgeschlossen, die baulichen Maßnahmen werden bereits bis 2038 finalisiert. Der Wiener Gesundheitsverbund wird auf der eigenen Projektwebsite bauprojekte.gesundheitsverbund.at laufend und aktuell über die Baufortschritte informieren.